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Astrologie & Transformation

Persönlichkeitsentwicklung

Weibliche Lust mit 50+: Warum Lebenslust keine Altersgrenze kennt

Es gibt Texte, die schreibt man, und es gibt Texte, die drängen sich ins Leben, weil sie ausgesprochen werden wollen.
Dieser hier gehört zur zweiten Sorte. Eine Rede zur weiblichen Lust. Zu meiner weiblichen Lust. Wie ist es dazu gekommen?

Der Text ist im vergangenen Sommer als Rede für einen Wettbewerb – „Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen“ – entstanden.
Der Titel des Wettbewerbs hat mich sofort angesprochen.

Ich habe nicht gewonnen – und unterdessen finde ich das gut so. Denn dadurch wurde mir klar, dass dieser Text nicht auf eine Bühne gehört, sondern in meinen eigenen Raum: auf meinen Blog. Dass ich damit diesen Text so verwenden kann, wie ich es möchte.

Während ich schrieb, merkte ich, das ist nicht nur eine Rede, sondern etwas Größeres:
ein persönliches Bekenntnis, ein Manifest für Lebenslust, ein Aufstand gegen alles, was uns Frauen klein machen will.

Es ist ein Text über innere Wildheit, über Freude, über Lust – und über die Momente, in denen wir uns selbst zurückholen.
Wie so vieles, was ich schreibe, trägt dieser Text die Spur von Lilith: jene ungezähmte Kraft im Inneren, die sagt:
Ich bestimme, wie ich leben will.

Und genau darum geht es in dieser Geschichte.
Um die Freiheit, mir nach einer Brustkrebsdiagnose meine Lust zurückzuholen und mehr noch: gar nicht zuzulassen, dass sie mir abhanden kommt.
Um die Erlaubnis, zu leuchten.
Um pralles weibliches Blühen jenseits der 50.
Und um die Entscheidung, den Fuchsbandwürmern – den echten wie den metaphorischen – keine Chance zu geben.

Diese Text ist mit Sicherheit einer der persönlichsten Einblicke in meine Welt. Ich freue mich sehr, ihn mit dir zu teilen.
Schnall dich an – es geht los. 🙂

Die blaue Stunde meiner Kindheit

Fuchsbandwürmer. Weibliche Lust. Krebs. Kindheitsglück.
Was das miteinander zu tun hat? Alles.

Ich erinnere einen dieser Sommerabende in Ostfriesland.
Mücken tanzen in der Dämmerung, die Luft steht still, das kleine Dorf hält den Atem an.
Ein Mädchen steht staunend in dieser blauen Stunde und fragt sich, wie man so viel Schönheit überhaupt aushalten kann.

„Ich lebe! Ich lebe! Ich lebe!“
Staunend, perlend, inbrünstig bin ich mir meiner selbst ganz und gar bewusst.

Mein Versprechen an mich war damals schon klar:
Lebe intensiv. Lebe mit maximaler Freude, maximaler Lust und maximalem Lachen.

Deutschland in den 70er Jahren. Kein Platz für solche Freude. Kein Platz für pure Lebendigkeit. Deutschland ist ein ernsthaftes Land mit ernsthaften Leuten. Sowieso: wir leben in ernsten Zeiten. Ungebrochen und heute erst recht. Will ich das etwa bestreiten?

Wenn die Welt dunkel wird

Ist es nicht eigenartig, dass der Ausdruck unbekümmerter Freude, das reinste strahlende Lachen so oft das Mahnen auf den Plan ruft: „Hallo! Es sind schwere Zeiten. Leben ist ein ernstes Thema. Schau Dich nur um: überall sieht es düster aus.“
Ach, wem erzählen sie das? Mit fünf konnte ich lesen. Mit sechs wusste ich vom Holocaust und versuchte mit Schaudern zu begreifen, dass es die gleiche Welt gewesen war, in der dieses ungeheure Grauen stattgefunden hatte.
Mit 32 Jahren starb meine beste Freundin an Krebs. Frontalangriff auf mein Urvertrauen. Tiefste Verlassenheit.
Das ist das eine. Schicksal könnte man sagen, was meine Freundin betrifft. Übrigens: sie hat Almuth geheißen, und ihr Tod tat mir schrecklich weh. Politik und Weltgeschehen im anderen Fall.
Oft genug Entscheidungen für das Grauen, das Leid, das Töten, denen gegenüber ich machtlos bin.

Und dann gibt es noch das Team Fuchsbandwurm:

Team Fuchsbandwurm tritt auf

Stell Dir vor, es ist ein heißer Spätsommertag. Komm mit mir in die Brombeeren. Die sind jetzt nämlich reif. Prall und saftig hängen sie an den Büschen. Mit vollen Händen greifen wir zu.
Es sei denn, Du spielst im Team Fuchsbandwurm. Das sind die, die im Moment des höchsten Genusses – da, wo die Brombeere in meinem Mund eine Geschmackssensation auslöst – da, wo ich stöhnen möchte vor lauter Glückseligkeit – also in diesem heiligen Moment, sagen: „Aber was, wenn Du Dir jetzt einen Fuchsbandwurm einfängst?“

Vor etlichen Jahren ist mir das genau so passiert. Ich hatte zuvor nie vom Fuchsbandwurm gehört. Einpaarunddreißig Jahre Brombeeren frisch vom Strauch ohne Fuchsbandwurm reichten mir und reichen mir bis heute, um auch weiterhin zu vertrauen, dass eines sicher nicht mein Schicksal sein wird: dahingerafft zu werden vom Fuchsbandwurm.

Team Fuchsbandwurm kommt oft unerwartet. Aus dem Off. Team Fuchsbandwurm hat ein Problem mit Lebensfreude und Lebenslust, hält diese für gefährlich und sich selbst für „angemessen realistisch“, meint es selbstverständlich nur gut mit Dir und gibt Dir gerne das Gefühl, ein wenig kindlich naiv zu sein.

Von all den Fuchsbandwürmern, den Gräueltaten in der Welt, den schmerzhaften Toden geliebter Menschen und Tiere, hatten Erstgenannte den bei Weitem größten Einfluss darauf, dass ich meine große Lebensfreude unbewusst zu deckeln begann. Bloß nicht zu viel Freude; ich möchte schließlich ernstgenommen werden.

Der große Spieler im Team Fuchsbandwurm

Der perfekte Player im Team Fuchsbandwurm kam unmittelbar vor meinem 50. Geburtstag: Brustkrebs. Diagnose, Schockstarre, Medikamente.
Die Ärztin sagte mir: „Sie werden spüren, wie Ihr Körper sich verändert. Auch Ihre Lust wird wahrscheinlich verschwinden.“
Es war, als hätte jemand ein endgültiges Urteil gesprochen – über meine Weiblichkeit, meine Lebendigkeit, mein Begehren.

Ich hatte mich zu diesem Zeitpunkt gerade erst selbständig gemacht. Ich war dabei, etwas zum Blühen zu bringen und fühlte mich in keiner Art und Weise alt oder „fertig“, sondern im Gegenteil ganz wunderbar stimmig.

Ich erinnere mich an den Moment, als ich zu Hause saß, allein, mit dieser Prognose im Kopf. Und plötzlich war da neben all der Angst ein Satz, der aus mir herausbrach wie ein Befreiungsschrei: „Jetzt erst recht. Das werden wir doch mal sehen mit der Lust.“
Ich weiß nicht, ob er aus Trotz kam oder aus Überlebenswillen. Wahrscheinlich beides. Aber er war der Wendepunkt.

Die Rückeroberung

Ich begann, mich zurückzuerobern. Erst zaghaft. Dann mit Neugier. Dann mit brennender Lust am Leben – und an mir selbst.
Ich habe mich auf die Suche gemacht nach meiner neuen Lust. Nach meinem neuen Körper. Nach dem, was übrigbleibt, wenn einem jemand sagt: „Da kommt jetzt wohl nicht mehr viel.“

Ich begann zu daten. Mit 50+ und Brustkrebs-Vorgeschichte. Voller Neugier fühlte ich mich wie ein Teenager auf der anderen Seite der Menopause. Ich suchte nicht „den Einen“ – ich suchte mich. Und stieß auf ein weiteres verdecktes Drehbuch: Eine Frau kann nicht für sich selbst stehen. Eine Frau allein hat gefälligst auf der Suche zu sein: nach Ergänzung, nach „dem Richtigen“.
Ich aber suchte tiefe Verbindung zu mir.

Was weibliche Lust wirklich ist

Was ich dabei fand, überraschte mich: Meine Lust war stärker und klarer denn je.

Doch: Was ist eigentlich weibliche Lust? Weibliche Lust ist kein Orgasmus auf Knopfdruck. Weibliche Lust ist kein Leistungssport.
Weibliche Lust ist auch kein Beweis für Jugend, Fruchtbarkeit oder Marktwert. Weibliche Lust ist …wenn ich mich in meiner Haut zu Hause fühle. …wenn jemand mich anschaut – und ich nicht denke: „Oh Gott, mein Bauch!“, sondern: „Ich werde gesehen.“

Diese Lust ist das Gefühl der reifen Brombeere, die auf meiner Zunge zergeht. Meine Lust ist so unendlich viel mehr als Sex.
Sie ist das, was in mir vibriert, wenn ich am Morgen aufwache und weiß: Heute will ich fühlen. Heute will ich schmecken.
Heute will ich JA sagen – zu mir. Heute will ich berührt werden. Begehrt werden. Begehren. Mit 56. Mit all meinen Narben.
Mit all dem, was ich bin.

Warum Lust im Alter politisch ist

Lust im Alter ist politisch. Es geht nicht nur um mich. Es geht um uns. Denn jede Frau, die sich mit 50+ noch begehrenswert findet, ist ein politisches Statement. Jede Frau, die sich ein Date holt, vielleicht nur um sich selbst zu erfahren, die ein Selfie macht, obwohl die Haut hängt, die sich selbst befriedigt, oder sich auch nur nackt vor den Spiegel stellt und liebt, was sie dort sieht – ist eine kleine Revolution in einer Welt, die sagt: „Bitte, das ist doch nun wirklich nicht relevant.“

Oh doch! Weibliche Lust im Alter ist unbequem, weil sie sich nicht kontrollieren lässt. Weil sie kein Produkt ist. Weil sie nicht mehr gefallen muss. Weil sie sich nicht entschuldigt. Sie ist echt. Gereift durch viele, viele Jahre und viele, viele – oft auch bittere – Erfahrungen.
Und das macht sie stark.

Ich. Hier. Jetzt.

Hier stehe ich mit meinen fast 57 Jahren. Ich bin keine junge Frau mehr und irgendwie doch. Ich bin lebendig. Ich bin weiblich.
Und ich bin voller Lust.
Ich spreche heute nicht, um Mut zu machen. Ich spreche, um Erlaubnis zurückzugeben.
Wir brauchen keine neue Diät, kein Coachingprogramm in Klammern außer meinem, keine Beruhigungspillen oder Schmerzmittel für und gegen undefinierbare Zustände.

Was wir brauchen, ist eine innere Revolution: Die Erlaubnis, zu fühlen. Die Erlaubnis, zu wollen. Die Erlaubnis, unsere Lust zu entdecken und zu entfalten. Ob zaghaft oder wild. Ob mit jemandem oder allein. Ob sexy, sinnlich, zärtlich, seltsam oder schräg. Alles zählt. Alles gilt.

Denn jede Frau, die nach ihrer Lust fragt, macht die Welt ein Stück größer. Ich bin nicht „vernünftiger geworden“.
Im Gegenteil: Gottseidank bin ich unmöglich. Ich bin ich. Und ich bin eine von vielen, die in sich dieses Leuchten spüren, dieses tiefe, ungezähmte „Ich will!“ Lasst das unser gemeinsames Motto sein: „Keine Chance den Fuchsbandwürmern!“

PS

Inmitten der Brustkrebsbehandlung ist meine Kreativität explodiert. Ich wollte mir und der Welt beweisen, dass Schönheit, Lust und Freude immer existieren. So ist mein Buch „Kraniche im Grenzland“ entstanden. Als Liebeserklärung an das Leben gerade wenn es dunkel wird.

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Astrologin und Autorin Ilona Clemens

Ilona Clemens

Astrologin, Autorin & Transformations-Expertin

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